Kritische Fallhöhe gemäß der Neufassung von DIN EN-1177:2018 getestet
4. April 2022
Wurde auf Ihrem Spielplatz die kritische Fallhöhe (KFH) gemäß der Vorgängerfassung der DIN EN-1177:2008 getestet? Sorgen Sie sich, dass sich die Werte mit der jüngsten Revision von 2018 grundlegend geändert haben könnten? Diese Fragen werden wir in diesem Artikel beantworten.
Grundsätzlich beinhaltet die wichtigste Änderung des Berechnungsverfahrens, dass in die Neufassung ein weiteres Kriterium für den Beschleunigungsfaktor aufgenommen wurde. Änderungen des HIC-Werts von 1000 gegenüber der Vorgängerfassung ergeben sich daraus jedoch nicht. Die geänderte Berechnung hat keine wesentlichen Unterschiede bei den mit bestehenden Systemen erreichten KFH-Werten zur Folge.
Unsere Kunden fragen häufig nach einem Zertifikat bezüglich der kritischen Fallhöhe und Stärke der Fallschutzböden für Spielplätze, das basierend auf Mustern unserer Materialien erstellt wurde.
Zu den wichtigsten Ergänzungen in der Neufassung gehört, dass KFH-Zertifikate und im Labor anhand von Mustern ermittelte Werte bei der Verlegung lediglich als Richtwert dienen können. Um die Werte zu überprüfen, muss jedoch nach erfolgter Installation und vor Inbetriebnahme der Anlage ein Test vor Ort durchgeführt werden, da nicht nur die verwendeten Materialien, sondern auch die angewandten Verfahren und die Umgebungsbedingungen während der Ausbringung beträchtlichen Einfluss auf die tatsächlichen Stoßdämpfungskapazitäten des Bodenbelags haben können, wie Sie weiter unten sehen werden.
Die Vorgängerfassung der Normenfamilie für Spielplätze EN-1176 wurde 2008 vom Europäischen Komitee für Normung (CEN) vereinbart. Jene Norm, welche die Testverfahren zur Überprüfung kritischer Fallhöhen (KFH) definierte, war konkret die EN 1177: 2008. Unter dieser Norm galt der im Labor durchgeführte Falltest an einem Muster als Mittel zur Produktzertifizierung und konnte die Stoßdämpfungskapazitäten eines durchgehenden Bodenbelags alternativ zu einer Prüfung an Ort und Stelle repräsentativ belegen.
Anbieter oder Installateure von Bodenbelägen führen während der Vorbereitung der Muster folglich Falltests an Mustern in unterschiedlichen Stärken im Labor unter Einsatz ihrer jeweiligen Materialien, Proportionen und gemäß ihrem eigenen Installationsverfahren durch, um Produkte zertifizieren zu lassen.
Bei der Endabnahme von Spielplätzen konnte in vielen Ländern der Prüfer die Stärke des Bodenbelags mit einem einfachen Messstempel verifizieren und einen Spielplatz als ordnungsgemäß ausweisen, wenn die Bodenbelagsstärke und das Zertifikat der kritischen Fallhöhe für die maximale Freifallhöhe der verschiedenen Spielgeräte an den einzelnen Testpunkten entsprachen.
In manchen Ländern führten die Prüfer jedoch bei der Zertifizierung des Spielbereichs Falltests in den verschiedenen Bereichen des Spielplatzes durch und verließen sich nicht ausschließlich auf die im musterbasierten Produktzertifikat angegebenen Stärken – glücklicherweise. Das Laborergebnis an einem Muster ist aus verschiedenen Gründen keine Garantie für das Ergebnis, das mit der gleichen Stärke unter Realbedingungen erzielt wird:
- Den größten Einfluss auf das Ergebnis des Fallhöhetests hat die Art des für die Tragschicht verwendeten Materials. Das Granulat der Deckschicht hat kaum Auswirkungen, doch jeder Wechsel des Lieferanten des für die Tragschicht verwendeten Materials kann das Ergebnis verändern. Die Größenverteilung des Granulats, seine Schüttdichte, seine durchschnittliche Größe oder Form (Körnchen oder poliert) beeinflussen signifikant das für identische Stärken von Stoßdämpfschichten erzielte Ergebnis.
- Das bei Ausbringung der Tragschicht eingesetzte Verfahren, der angewandte Verdichtungsgrad, der Verzicht auf oder die Verwendung von Walzen und ihr Gewicht sowie der Bindemittelanteil können den für die gleiche Stärke erzielten Wert verändern.
- Die Temperatur des Bodenbelags im Außenbereich während der Ausbringung, die Verdichtung der Materialien während der Nutzungsdauer des Bereichs, der Nutzungsumfang, die Qualität der regelmäßigen Reinigung, Wartung usw. verringern die mit einem Muster oder bei einem früheren Test an derselben Stelle möglicherweise bestimmte Stoßdämpfungskapazität unter Umständen erheblich.
- In geringerem Maße kann auch die Art des Bindemittels einen gewissen Einfluss haben.
Angesichts all dieser Faktoren und der Daten zu lebensgefährlichen Unfällen auf Spielplätzen wurde in den nationalen Normungsgremien, in denen Techniker von CONICA mitwirkten, eine lange Diskussionsphase mit dem Ziel eröffnet, die Sicherheit von Bodenbelägen zu verbessern und die Normen für Spielplätze zu aktualisieren, um darin auch neue und innovative Spielgeräte zu berücksichtigen, die erst nach der Fassung von 2008 auf den Markt gekommen sind.
Das CEN/TC-136-Komitee, das auch für die Vorgängerfassungen von 1998 und 2008 verantwortlich zeichnete, überprüfte die gesamte Familie der EN-1176-Normen sowie die im Jahr 2018 von den CEN-Mitgliedsländern übernommene EN-1177-Norm selbst und benannte die aktuell gültige Fassung um in EN-1177: 2018 + AC: 2019.
Diese neue Fassung führt verschiedene Änderungen ein, so etwa ein zusätzliches Falltestverfahren vor Ort bei der Ausbringung und in späteren Phasen, sodass die Eignung des Bodenbelags zum Zeitpunkt der jeweiligen Überprüfung bestätigt werden kann.
In Zusammenhang damit führt die Norm EN-1176-1: 2018 in ihrem Anhang 8 ein Verfahren zur Verifizierung einer hinlänglichen Stoßdämpfungskapazität nach der Ausbringung, jedoch vor der Eröffnung bzw. ersten Nutzung der Anlage ein. Auch wird hier erwähnt, dass die Ergebnisse einer Prüfung der kritischen Fallhöhe im Laufe der Zeit oder in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen variieren können, weshalb regelmäßige Tests bei nachfolgenden Inspektionen empfohlen werden.
Beide Normen enthalten Abschnitte, in denen auf die Bedeutung der regelmäßigen Reinigung und Wartung für effektive Stoßdämpfung hingewiesen wird.
Abschließend betrachtet ist CONICA – wie in diesen Normen dargelegt – als Hersteller von Materialien für nassgegossene Fallschutzböden verpflichtet, zu Produkten einen Laborprüfbericht für unterschiedliche Stärken und kritische Höhen bereitzustellen, der mit entsprechenden Mustern auf einem Betonuntergrund erstellt wurde. Dieser dient als nützliche Referenz, doch der Installationsbetrieb bzw. der Verwalter oder Eigentümer eines solchen Bereichs muss nach erfolgter Ausbringung des Bodenbelags, bevor der Bereich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und auch im Zuge regelmäßiger Überprüfungen, Falltests an relevanten Stellen im Bereich durchführen, um zu gewährleisten, dass die Sicherheitsanforderungen hinsichtlich der KFH während der Nutzungsdauer der Anlage von der Oberfläche dauerhaft erfüllt werden.
Die Sicherheit der jungen Nutzer unserer Spielplätze hängt davon ab.